Arbeit einfach machen. Mit dieser Idee im Kopf gründete Friedrich Soennecken 1875 einen kleinen Verlag für Rundschreibfedern. Und formte ihn zu einem international agierenden Unternehmen, das dieses Ziel immer wieder neu erfüllte. Sein Name und seine Überzeugungen leben bis heute in der Soennecken eG weiter. Anlässlich des 150-jährigen Jubiläums tauchen wir ein in die Geschichte eines Erfinders, Marketinggenies und Visionärs.
Eigentlich hätte Friedrich Soennecken, geboren 1848 in Iserlohn, Theologe werden sollen. Doch statt die Bibel zu wälzen, entschied er sich für etwas ganz Handfestes: eine kaufmännische Ausbildung bei Aurand & Sudhaus, einer Fabrik für Reit- und Wagengeschirrbeschläge.
Lange vor Schreibmaschine, Computer und Drucker lernte der junge Lehrling vor allem eines: schreiben. Korrespondenzen, Abschriften, Buchhaltung, Kontoführung – alles wurde von Hand geschrieben, und zwar mit Gänsekiel und Tintenfass. Der Legende zufolge ist ein umgekipptes Tintenfass und die damit verbundene Ohrfeige des Chefs der Grund dafür, dass Friedrich Soennecken Jahre später ein ausgehöhltes Holzfass erfand, in dem die Tinte nicht mehr umkippen kann.
Von der Frakturschrift zur Rundschrift
Friedrich Soennecken hatte von Anfang an nur ein Ziel: Er wollte, dass Menschen besser arbeiten können. Weil er sich selbst als Lehrling mit der schwierigen Frakturschrift mit ihren spitzen Winkeln herumschlagen musste, erfand er kurzerhand eine neue Schriftart: Die Rundschrift. Einfach zu erlernen, schnell, sauber, effizient. Um die neue Schreibtechnik bekannt zu machen, gründete er 1875 in Remscheid sein Unternehmen: Einen Verlag für Rundschriftenhefte und Rundschriftenfedern.

Eine aufgestellte Mappe mit historischen Schreibfedern aus Stahl von Soennecken
Mut, Glück und Zeitgeist
Friedrich Soennecken war ein flinker Kopf, ein weitblickender Visionär, ein mutiger Mann. Er hatte die richtigen Ideen zur richtigen Zeit. Den rapiden Aufstieg seiner Firma verdankte er aber auch den historischen Umständen: Wirtschaftlich ging es bergauf in Deutschland, immer mehr Menschen lernten lesen und schreiben, mit seiner effizienten Rundschrifttechnik konnte schnell und sauber gearbeitet werden. Er traf den Nerv der Zeit.
Marketinggenie Friedrich Soennecken
Der Firmenchef ließ nicht nur richtig gute Produkte herstellen, von Anfang an brachte er sie clever an Mann und Frau. Vorgefertigte Schulhefte, Prospekte, Reklame, Kataloge, Empfehlungen und Rezensionen sorgten für eine rasche Verbreitung. Jedes Produkt, das das Firmengelände verließ, wurde mir dem Schriftzug „F. Soennecken“ versehen.

Nahaufnahme eines Textes „Über die Rundschrift“ von Friedrich Soennecken
Von der Schreib- in die Bürowelt
Durch die Industrialisierung entwickelten sich Betriebe weiter. Aus einem Kleinhandel wurde ein Warenhaus, aus dem Kaufmannskontor ein Büro. Diese neuen Räume mussten mit allem ausgestattet werden, was für reibungslose Arbeitsabläufe notwendig war. Friedrich Soennecken erkannte diese Nachfrage und bediente sie. Er vertrieb Aktenordner, Kopierpressen, Locher, Büroschränke, Schreibtische, Umlegkalender, Ringbuch, Dauerkontenbuch … 1890 bot die Firma Soennecken, mittlerweile mit Firmensitz in Bonn und Niederlassungen in Berlin und Leipzig, 150 verschiedene Produkte an, die auch die internationalen Märkte erreichten. Von zahlreichen Reisen brachte er neue Ideen und frischen Wind mit und erfand den Umgang mit der Arbeit immer wieder neu.

Blick auf den Rücken eines historischen Briefordners von Soennecken
Kooperation statt Konkurrenz: In den 1930er Jahren gab es zwischen der Marke Soennecken und Leitz noch handfeste Konkurrenzkämpfe, vor allem in Bezug auf die Erfindung des Aktenordners, welche beide für sich beanspruchten. Und heute? Verstehen sich Soennecken und LEITZ als enge Kooperationspartner bestens. Ein schönes Beispiel dafür, dass wir stets darauf blicken möchten, was uns verbindet – nicht, was uns trennt.
Die nächsten Generationen: Alfred und Al Soennecken
1919 starb Friedrich Soennecken im Alter von 70 Jahren. Die nächsten Jahrzehnte waren sein Sohn Alfred und danach sein Enkel Al am Ruder. Sie manövrierten das Unternehmen durch anstrengende wirtschaftliche Zeiten und schwierige Kriegsjahre – mal mehr, mal weniger gut. Was beiden fehlte: Der Pioniergeist und der Innovationssinn des Firmengründers.
1949 wurde das Grundgesetz der jungen Bundesrepublik noch mit Soennecken-Füllhalter unterzeichnet, gut 15 Jahre später verließ die Familie das eigene Unternehmen, mittlerweile in einem desolaten Zustand. Sanierungsversuche scheiterten, das Bonner Firmengelände wurde verkauft, Mitte der 1970er Jahre wurde ein Konkursverfahren eröffnet.
Soennecken lebt weiter
Die Marke und der Name Soennecken hingegen wurden weitergetragen und 1983 von der Großeinkaufsvereinigung Deutscher Bürobedarfsgeschäfte (GDB) übernommen. Die Genossenschaft nutzte den bekannten Namen, um ihren Eigenmarkenprodukten eine größere Strahlkraft zu verleihen. Das funktionierte so gut, dass man 1992 sogar den Unternehmensnamen änderte: Aus der GDB wurde die Soennecken eG.
Insgesamt waren die 90er Jahre turbulent: Deutschland wiedervereinigt, der Markt internationalisiert, die Wirtschaftswelt dank Auf- und Verkäufe durchgeschüttelt, das Internet tat seine ersten öffentlichen Schritte.
Auch die Soennecken eG steuerte durch hohe See. Die Genossenschaft fusionierte mit ihrer größten Konkurrentin, stellte ein zentrales Logistiklager auf die Beine, erschloss neue Geschäftsmodelle und Tätigkeitsbereiche.

Außenansicht des Logistikzentrums der Soennecken eG in Overath
Die Soennecken eG heute
2025 wird Soennecken 150 Jahre alt. Friedrich Soennecken war in seinem Unternehmen stets von einem Drang getrieben: Er wollte, dass Menschen einfacher arbeiten können.
Diesem Erbe ihres großen Namens schließt sich die Soennecken eG an, indem sie das gleiche Ziel verfolgt. Nicht mehr mit Federkiel oder Kopierpresse. Sondern mit Lösungen für die Arbeitswelt von morgen. Diese können ganz unterschiedlich aussehen: Ob Arbeitskonzepte, Raumlösungen, technologische Implementierungen oder Dienstleistungen … Die ganzheitliche Betrachtung von Arbeit steht im Fokus.
Diese Einstellung teilen wir von Staehlin. Deswegen sind wir schon seit Jahren Mitglied der Soennecken eG. Ganz wie Friedrich Soennecken setzen wir zusammen mit der Genossenschaft alles daran, dass Menschen überall bestens arbeiten können: im Büro, zu Hause oder unterwegs. Damals, heute und auch morgen.